Gegenposition zur Meldung „Es gibt keine Gender-Probleme an Hochschulen"
Gegenposition zur Meldung „Es gibt keine Gender-Probleme an Hochschulen"
München, am 28. Februar 2024. Der Landesverband des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Bayern e.V. zeigte sich irritiert angesichts einer dpa-Meldung aus der letzten Woche, die einen offenen Brief einiger studentischer Vertretungen rezipiert, die behaupten, es gebe kein Problem mit einem deutlich wahrzunehmenden Druck zum Gendern an den bayerischen Hochschulen. Der RCDS in Bayern e.V. widerspricht diesem Befund nachdrücklich und berichtet von gegenteiligen Erfahrungen.
Die Debatte um den sog. „Genderzwang“ an bayerischen Hochschulen wird seit Jahren aus kollidierenden Perspektiven geführt. Wenn Studentenvertretungen mancher Hochschulen behaupten, ihnen sei „kein Fall bekannt“, deutet das entweder darauf hin, dass absichtlich weggeblickt wird, oder dass man den Studenten nicht als der geeignete Ansprechpartner erscheint, um sich in dieser Thematik an sie zu wenden.
In der Tat gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Fälle, in denen bekannt wurde, dass Druck in regulären Kursen oder in Prüfungssituationen aufgebaut wurde, vermeintlich geschlechterneutrale Sprache zu verwenden oder Studenten sich aufgrund verschiedener Lehrsituationen schlichtweg dazu gezwungen sahen. Es ist ein Fakt, dass es Studenten gibt, die den politisch eingefärbten Sprachduktus der Gendersprache auch aus ganz unideologischen Gründen ablehnen und diesen in der Bearbeitung von Klausuren und Hausarbeiten für hinderlich halten. Einige Dozenten und Hochschulen legen jedoch eine gewisse Erwartungshaltung in dieser Thematik an den Tag, wodurch sich Studenten durchaus Druck ausgesetzt sehen. Das Machtgefälle wie das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Dozent und Student tragen dazu noch bei.
Sich auf den Umstand zu versteifen, dass es bisher nicht zu schlechteren Noten in Klausuren oder Hausarbeiten gekommen sei, ist eine bewusst an den Tag gelegte Ignoranz. Derart naiv kann – sofern man in seiner Eigenschaft als Studentenvertretung ernst genommen werden will – nicht an diese Problematik herangegangen werden. Analog wird auch nach einem Bewerbungsgespräch niemand mit dem ausdrücklichen Verweis auf Hautfarbe, Religion oder Geschlecht abgelehnt – hier käme aber auch niemand auf den illusorischen Gedanken, zu behaupten, es gebe deshalb kein Problem beispielsweise am Wohnungsmarkt.
Es ist im Übrigen der vollkommen falsche Ansatz, zu sagen, in der Momentaufnahme sei nichts zu berichten – was in dieser Weise faktisch schlicht inkorrekt ist – und daher dürfe und müsse das Thema nicht weiter beobachtet werden.
Als RCDS in Bayern e.V. wiesen wir die Staatsregierung, die die Tragweite dieses Problems leider lange nicht erkannt hatte, immer wieder darauf hin, dass hier gefährliche Verselbstständigungen eingetreten sind. Deshalb begrüßen wir ausdrücklich, dass Wissenschaftsminister Markus Blume dieses wichtige Thema nun angeht. Wir hoffen sehr, dass es niemals zum Usus wird, über die Sprache auch die politische Gesinnung und Orientierung von Studenten in die Benotung von Wissen und Kompetenz mit einfließen zu lassen.