Quo vadis deutsche Wissenschaft? – Ampel-Einigung zerstört den Wissenschaftsstandort Deutschland
Quo vadis deutsche Wissenschaft? – Ampel-Einigung zerstört den Wissenschaftsstandort Deutschland
München, am 12. März 2024. In einer Mitteilung zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) vom 10. März stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung Maßnahmen vor, um die Arbeitsbedingungen an deutschen Hochschulen zu verbessern. Als zentrales Mittel hierfür wird vorgesehen, die maximale Befristungsdauer in der Phase nach erfolgreicher Promotion (Postdoc-Phase) von sechs auf vier Jahre zu verkürzen.
Dieses Vorhaben kritisiert der RCDS in Bayern e.V. auf das Schärfste. „Die Entscheidung zur Verkürzung der Befristungsdauer zeugt von einer grundlegend falschen Auffassung mit Blick auf praktische Forschungsprozesse“, sagt Wolfgang Ficht, stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes. „Die Grundintention der Bedingungsverbesserung ist positiv, doch die dafür gewählten Maßnahmen widersprechen diesen vehement.“
Die Pläne mögen in der Theorie positiv anmuten, jedoch verschärfen sie in der Praxis die bereits prekären Arbeitsverhältnisse an deutschen Hochschulen noch weiter. „Zum einen werden dadurch längerfristige und aufwändige Forschungsvorhaben, wie z.B. Habilitationsprojekte, erschwert. Zum anderen führt die Verkürzung mitnichten zu einer Erhöhung unbefristeter Arbeitsverhältnisse, sondern dazu, dass für die meisten Postdocs nicht mehr nach sechs, sondern nach vier Jahren der Ausstieg aus dem Wissenschaftssystem droht. Dieser naive Denkfehler schadet den Hochschulen und ihren Angehörigen seit mehr als 15 Jahren“, so Jan Hurta, der Verbandsreferent für Promotionsstudenten und den akademischen Mittelbau. „Durch die ungenügende Grundfinanzierung wird es den wenigsten Hochschulen möglich sein, die erhofften Dauerstellen einzurichten. Dadurch wird aus der erwünschten Planungssicherheit im akademischen Betrieb vielmehr die Sicherheit des unausweichlichen Karriereendes. Was deutsche Hochschulen benötigen, ist unter anderem eine angemessene finanzielle Ausstattung, um die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.“
Die Attraktivität einer wissenschaftlichen Karriere wird somit abermals geschmälert. „Die Bundeswissenschaftsministerin scheint keine Kenntnis über die eigentlichen Zustände und Probleme an den Hochschulen zu haben. Eine derartige Reform wird weiter dazu führen, dass begabte Wissenschaftler dorthin gehen, wo sie sich nicht derart wissenschaftsfeindlichen Bedingungen ausgesetzt sehen. Ein Exodus der klügsten Köpfe Deutschlands über alle Fachrichtungen hinweg wäre hierbei die Folge, da diese nahezu zum Karriere- oder Ortswechsel gezwungen werden“, so Joseph Mörtl, der Landesvorsitzende des RCDS in Bayern e.V.
Vor diesem Hintergrund ist zunächst einmal von dem derzeitigen Vorschlag abzusehen und zumindest die aktuelle Regelung beizubehalten. Es ist besser, nicht zu verändern als schlecht zu verändern! Statt unsinniger, willkürlicher, realitätsferner und fortschrittshemmender Regularien sind eine ausreichende finanzielle Grundlage sowie die Möglichkeit zum freien Agieren für Profis aus der Praxis – also der Hochschulen selbst – der einzige Weg zur Rückerlangung einer immer weiter verlustig gehenden internationalen Wettbewerbsfähigkeit.